Elke Möckel, Coach und Expertin für das „Abenteuer Lebensmitte“ , 2017 schreibt anschaulich über ihre Erfahrungen mit einem System, dessen Missstände nicht nur die Betroffenen, sondern auch ihre Angehörigen ausbaden müssen…
Teil 4: Koordination
Sobald die Situation nur um eine Komponente reicher wird, sprich: mehr als ins Krankenhaus rein und wieder hinaus, wird es kompliziert. Denn die Beteiligten scheinen kaum in der Lage zu sein, koordinierend dafür zu sorgen, dass Verordnungen umgesetzt oder notwendige Schritte einbezogen werden.
Als Angehörige sitze ich zwischen allen Stühlen und soll noch ganz genau wissen, wie das System Gesundheitswesen funktioniert, wer wofür zuständig ist usw. „Das muss dann Ihr Hausarzt machen“ sagt das Krankenhaus. „Das macht eigentlich das Krankenhaus“ empört sich die Hausärztin, „seit zwei Jahren ist das so geregelt.“ Ja, zum Donnerwetter nochmal! Woher soll ich denn das wissen? Zu diesem Zeitpunkt ist es schon zu spät, meine Mutter ist aus dem Krankenhaus entlassen und bereits in der Pflege angekommen. „Ihre Mutter braucht aber dringend ihre Medikamente“ ruft das Pflegeheim an. „Sie müssen heute noch ein Rezept oder die Medikamente vorbei bringen“ Heute noch! Das habe ich in den letzten Monaten schon so oft gehört, dass mir die Halsschlagader schwillt. Ich habe scheinbar kein eigenes Leben mehr. Anrufe hin und her, keiner will zuständig sein, niemand hat Personal dafür und immer sind andere in der Pflicht. Die Krankenkasse funkt auch noch dazwischen. Es ist zum verzweifeln.
Beispiel 2: Die neue Fachärztin meines Vaters hat Physiotherapie und Logopädie verordnet. Ich war dabei. Einen Monat später hat er noch immer keine einzige Therapie erhalten, weil im Haus nicht durchgestellt wurde, dass er so ein Rezept hat. Das kam aber nur ans Licht, weil ich nachfragte. Keiner weiß davon, obwohl eine Pflegekraft des Hauses beim Arztbesuch dabei war. Wie die Verordnungen realisiert werden sollen? Keine Ahnung. Es gibt scheinbar keine Vorgehensweise die sicherstellt, dass die Informationen bei den Verantwortlichen ankommen und auch weitergegeben werden.
Beispiel 3: Anruf eines Sanitätshauses: „Guten Tag. Wir habe hier eine Bestellung für eine Badewanneneinstiegshilfe für Ihren Vater. Wohin soll die denn geliefert werden? An seine Wohnadresse? Oder?“ „Ähm????? Für die Badewanne? Wer hat das denn beantragt?“ “ Das Krankenhaus XY“ Da war er gerade zur Reha. „Entschuldigung. Das ist mir ganz neu. Und auch ziemlich unsinnig. Denn selbst wenn er noch in seiner Wohnung leben würde, hätte er dort nur eine Dusche. Er lebt aber jetzt im Pflegeheim, und dort haben sie bereits solche Hilfsmittel für ihre Bewohner.“
Ein weiteres Beispiel für mangelnde Kooperation. Warum fragt denn niemand mal nach? Ich hätte sofort Auskunft geben können. Und so geht es weiter und weiter.
Teil 5: Behörden