Elke Bludau 2015
Frau N. ist von Demenz betroffen und lebt in einem Altenpflegeheim.
Der Text beschreibt mein Erleben einer kunsttherapeutischen Stunde mit ihr.
hell und klar
wir zwischen schwarze bete und rot
wilde schwäne
um uns
ziehen über tisch und seide
der pinsel tropft rote orchidee
ein fremdes rotkäppchen nähert sich
kommt dazu
wir treffen uns.
zusammenhänge –
sind da wir sind da
sehen uns in bildern an den händen
abbruch übergang verbindung
über
weisse flecken bewegung
im kreis
zurück zur orchidee
rote falten
großmutter.
die mutter im blauen kleid das bist du
und wieder nicht.
ich summe eine melodie
la-la-lachend über den see…
liedgut. du steuerst mit worten
zurück zum rot am seidensaum entlang
zart –
du setzt dich. das deckchen dort am tisch
stört da laufen
adern durch
die streichst du glatt. das
braucht keiner
scheiß krankheit,
sagst du.
aufstehen
wieder ins rot.
rote orchidee warm und voll
nochmal auf die farbbühne tapp tapp
schlägt der pinsel die schritte.
rotkäppchen:
„wolf, was machst du hier?“ ein ganzer satz
dein ton wird tief, wenn er antwortet.
seide vergessener geschichten,
der vorhang fällt.
unser tun heute in brüchigem Fluss:
ich sehe nicht dein rot,
aber ich habe es erlebt.